Der Marcelo ist jetzt mal weg

09.02.2012
Gutes Abitur: check. Zivildienst: check. Praktika & Werkstudentenstellen bei Großunternehmen: check. Studium gut abschließen: check. Erster Job: check. Ordentlich Geld verdienen: check. Zweiter Job: check. Eigene Projekte gründen: check. Wahnsinns-Liste, die ich da habe.
Ich bin jetzt 28 Jahre alt und habe bisher alles einfach und geradeaus durchgezogen – ohne auch nur ein einziges Jahr irgendwie zu verlieren. Und warum? Weil man scheinbar in der heutigen Zeit so drauf sein muss, um überhaupt noch einen vernünftigen Arbeitsplatz zu kriegen. Nix Schlendrian. Immer voll auf die Zwölf. War auch immer alles gut und dank meiner Freunde und meiner direkten Art hatte ich nebenbei auch noch einiges an Spaß, damit sich das alles verkraften lässt. Trotzdem komme ich an einen Punkt, an dem ich mir denke: War’s das? Ziehst du gut durchs Leben oder das Leben an Dir vorbei?
Wieder zur Liste schielen? Was steht da eigentlich noch so drauf? Quasi die “Things to-do before I die”: Ein Dreier mit Zwillingen, eine Yacht mit Stellplatz in Barcelona, etwas für die private Altersvorsorge tun. Nummer eins ist extrem schwierig, Nummer zwei extrem unrealistisch und Nummer drei extrem langweilig. Also was ist da sonst noch? Mehr und mehr bin ich davon überzeugt: Das Leben selbst lässt sich nicht auf eine Liste packen.
Dem Leben ist eine To-Do Liste nämlich scheißegal. Irgendwer hat mal gesagt: “Das Leben ist das was passiert, während du andere Pläne machst.” Und das stimmt: Es läuft einfach ab. Und in den letzten Monaten habe ich mehr und mehr das Gefühl bekommen, dass ich zumindest mal wieder selbst ansagen sollte, in welche Richtung es läuft. Viele reden von Burn-out und Bore-out und Ellenbogengesellschaft und und und. Juckt mich alles nicht. Bin weder übermäßig vom Job gestresst gewesen, noch habe ich sonstige psychische Dispositionen. To-Do-Liste Gesundheit: check.
Ich habe einfach nur das Gefühl, dass ich etwas Neues erleben möchte. Neue Geschichten, neue Erfahrungen, neue Eindrücke. Mehr Zeit im Wasser und bei den Dingen, die mir wirklich Spaß machen. Und das alles solange es noch geht – weil, sind wir mal realistisch: Irgendwann würde selbst ich gerne Kinder haben und das macht es sicherlich nicht einfacher. Die To-Do-Liste sagt auch noch: Alle 5 Kontinente bereisen.
Aha. Das ist doch was. Es fehlt nur noch einer. Also habe ich meinen Job bei der Marketingagentur gekündigt, die Wohnung untervermietet und das Ticket gebucht und morgen geht’s los nach Australien, Neuseeland und die Fijis. Und das für ein halbes Jahr. Ja, da schaugst.
Was ich danach mache? Keine Ahnung – das Glück kommt zu denen, die lachen. Also mache ich mir keine Sorgen. Für achtneun.com hat das gottseidank auch keine Konsequenzen, denn der David, der Felix und die Laura werden dieses tollste aller München-Magazine bravourös bespielen und Euch mit dem Besten aus dieser schönen Stadt versorgen. Bedanken möchte ich mich zwischendurch bei Euch – den Lesern und Fans, die das Ding hier in den letzten 8 Monaten dahin gebracht haben, wo es jetzt steht und mein 2011 dadurch enorm bereichert haben. Ich selbst werde wohl ab und an mal eine kleine Story von der Reise einstreuen … vielleicht auch die ein oder andere Bilderserie. Einfach nur, um allen ab und an vor Augen zu führen: Das Leben ist nicht der Bildschirm vor Euch. Es wartet draußen – vor der Tür.